Heute sprechen wir einmal darüber, was denn überhaupt eine Börse ist, wie die Börse funktioniert, wie Aktienkurse zustande kommen und wie denn Unternehmen sich ihr Kapital über die Börse besorgen, nämlich den sogenannten Börsengang. Hi, mein Name ist Thomas von „Finanzfluss, und heute sprechen wir mal über das Thema Börse, wie Börsenkurse entstehen, welche die größten Börsen der Welt sind und wie ein Unternehmen Geld an der Börse einnehmen kann, nämlich über den sogenannten Börsengang. Die Geschichte der Börse geht zurück ins 16. Jahrhundert, in die kleine Stadt Brügge in Belgien. Dort hat die belgische Familie Van der Beurse die ersten Geschäftstreffen mit italienischen Kaufleuten organisiert.
Es gab zwar auch schon viel früher Tauschhandel mit Kapital, allerdings sind das die ersten bekannten Transaktionen, und aus der Familie Van der Beurse leitet sich das heutige Wort „Börse“ ab.
Daraus hat sich dann sukzessive das entwickelt, was wir heute als Börsenmarktplatz verstehen. Es ist nämlich ein Marktplatz für Eigenkapital, manchmal auch Fremdkapital, für Unternehmen. Bevor die Börse aber als Finanzierungsquelle für Unternehmen dient, ist sie zunächst einmal ein Tauschplatz für Investoren. Investoren, die ein gewisses Wertpapier verkaufen wollen, treffen hier auf Investoren, die dieses Wertpapier kaufen wollen.
Die Börse dient also als Austauschplatz und hat die Rolle, einen fairen Preis für dieses Tauschgeschäft festzulegen. Aber ist eine solche Börse denn überhaupt notwendig? Kann man diesen Handel nicht einfach selbst irgendwie veranstalten? Und ja, es gibt außerbörslichen Handel, den sogenannten OTC-Handel – Over the Counter -, wo wirklich von Vertragspartei zu Vertragspartei gehandelt wird und die Konditionen individuell ausgehandelt werden. Eine Börse hat aber den immensen Vorteil, dass dort die gesamten Geschäfte stark reguliert sind und stark standartisiert sind.
Ein Käufer einer Aktie weiß also genau, auf was er sich einlässt, und er weiß, wie der Preis an der Börse entstanden ist, nämlich ausschließlich aus Angebot und Nachfrage, und kann diesen auch transparent nachvollziehen.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Regulatoren, die den Börsenhandel noch sicherer gestalten sollen, so müssen z. B. Unternehmen, die an der Deutschen Börse gelistet sind, quartalsweise ihre Unternehmenszahlen offenlegen, wohingehen das per Gesetz nur ein Mal im Jahr notwendig ist. Ein weiterer Vorteil der Börsen und der hohen Standarisierung ist, dass es für möglichst geringe Transaktionskosten sorgt.
Da solche Transaktionen zwischen Käufer und Verkäufer hoch standarisiert sind und somit millionenfach täglich abgewickelt werden, sind die Kosten deutlich geringer, als wenn ein Käufer sich auf die Suche nach einem Verkäufer begeben müsste. Eingangs hab ich gesagt, dass die Börse auch als Finanzierungsmittel für Unternehmen dienen kann. Wie das funktioniert, schauen wir uns jetzt in einem Beispiel mal an. Wenn ein Unternehmen sein Eigenkapital stärken möchte, verkauft es Aktien an seine Investoren. Es tauscht also Anteile seines Unternehmens gegen Einlagen, also Geld.
Dieser Tausch kann auch außerhalb einer Börse geschehen. So ist es z. B. möglich, dass ein Unternehmen nicht börsengelistet ist und trotzdem seine Anteile OTC verkauft. Wenn ein Unternehmen seine Anteile aber einer großen Masse zugänglich machen will, ist es gut, börsengelistet zu sein.
Hierzu muss es einen Börsengang durchführen. Der Prozess eines Börsengangs ist relativ kompliziert, aber hoch standarisiert. Zunächst einmal wird das Unternehmen, das eine Aktiengesellschaft ist, eine Investmentbank oder mehrere Investmentbanken mit diesem Börsengang beauftragen. Diese Investmentbank wird dann das Unternehmen bewerten und herausfinden, wie viel es wert ist, um dann einen möglichst fairen Börsenkurs oder Einführungskurs festzulegen. Im nächsten Schritt organisieren die Bänker gemeinsam mit dem Vorstand des Unternehmens eine sogenannte Road Show.
Das bedeutet, sie besuchen sehr viele Investoren, größere Investoren wie z. B. große Investmentfonds, und versuchen dein Investoren das Unternehmen schmackhaft zu machen.
Dann kommt es zur ersten Bieterrunde. In dieser Bieterrunde geben die Investoren an, ob sie denn ein Aktienpaket kaufen wollen, wenn ja, zu welchem Preis und wie groß dieses Aktienpaket sein soll.
Die Investmentbank sammelt dann die gesamten Angebote und organisiert sich mit dem Unternehmen, welchem Investor sie wie viele Anteile gibt. Im besten Fall ist diese Angebotsrunde überzeichnet, das bedeutet, dass mehr Nachfrage für Aktien des Unternehmens besteht als tatsächlich Aktien auf den Markt gebracht werden. Somit haben die Banken und das Unternehmen den Luxus, sich die Investoren herauszusuchen, die den höchsten Preis geboten haben.
Dieser gesamte Prozess findet noch nicht an der Börse statt. Erst wenn alle Aktien zugeteilt wurden und größere Aktienpakete an Banken und Investoren verteilt wurden, beginnt der Börsenhandel.
Ab diesem historischen Moment ist es möglich, dass Aktien frei über die Börse gekauft und verkauft werden. Ihr habt es vielleicht schon mal in den Medien gesehen – es ist Tradition, dass das Unternehmen, das gerade an die Börsen gegangen ist, das Privileg hat, morgens die Börsenglocke zu klingeln und damit die Eröffnung der Börse einzuleiten. Das gesamte Kapital, was jetzt von den Investoren eingesammelt wurde, wird jetzt im Eigenkapital des Unternehmens vermerkt. Der gesamte Handel, der danach stattfindet, mit gekauften und verkauften Aktien, betrifft somit nicht mehr das bilanzielle Eigenkapital des Unternehmens.
Es ist ein reiner Tausch von Anteilen, also Wertpapieren, zwischen den Investoren.
Es gibt aber auch für Unternehmen, die bereits an der Börse gelistet sind, die Möglichkeit, das Eigenkapital zu erhöhen. Die Rede ist hier von der sogenannten Kapitalerhöhung, die fast so ähnlich abläuft wie ein Börsengang. Bei einer Kapitalerhöhung wird die Anzahl der Aktien erhöht, das Unternehmen gibt also neue Aktien, neue Anteile heraus, um wieder neues, frisches Eigenkapital einzusammeln. Der Unterschied zum Börsengang ist, dass bestehende Aktionäre ein Vorrecht haben, dieses neue Kapital zu kaufen. In der Regel bekommen bestehende Aktionäre diese neuen Anteile auch zu einem günstigeren Preis als neue Aktionäre.
Wir eingangs erwähnt, gibt es neben der Eigenkapitalbeschaffung auch die Möglichkeit, sich über die Börse Fremdkapital zu besorgen. Das Fremdkapital eines Unternehmens sind sogenannte Unternehmensanleihen. Das könnt ihr euch vorstellen wie einen Kredit einer Bank, nur dass das Unternehmen Kredite bei Privatpersonen oder Investoren über den Markt aufnimmt. Der Prozess, Anleihen herauszugeben, läuft ähnlich einem Börsengang ab, es wird auch eine Road Show organisiert, große Investoren unterschreiben und dann werden die Anleihen an der Börse gehandelt. Aber kommen wir mal zurück zum ursprünglichen Thema selbst, nämlich den Börsen.
Börsen sind meistens selbst Aktiengesellschaften, die in vielen Fällen selbst an der Börse gehandelt werden. Die Deutsche Börse AG, die die meisten Aktienhandelsplätze in Deutschland besitzt, ist z. B. selbst als Unternehmen im DAX gelistet. Sie verdient ihr Geld hauptsächlich über sogenannte Börsenkommission.
Das heißt, wenn eine Transaktion über die Deutsche Börse abgewickelt wird, kassiert diese eine kleine Provision. Ihr müsst euch das so vorstellen: Wenn ihr z. B. Aktien oder ETFs oder andere Wertpapiere kaufen wollt, die an einer Börse gelistet sind, gebt ihr diesen Auftrag an euren Broker und euer Broker kauft diese Wertpapiere, wenn er sie nicht selbst besitzt, über die Börse und zahlt dort eine Börsenprovision. Die größte Börse der Welt ist die in New York ansässige New York Stock Exchange.
Dort werden Transaktionen im Wert von 1,5 Billionen Euro jeden Monat umgesetzt. Die größte Börse in Deutschland ist die bereits erwähnte Deutsche Börse AG. Sie hat ein monatliches Transaktionsvolumen von ungefähr 142 Milliarden Dollar. Ein etwas größeres Transaktionvolumen hat die größte europäische Börse, nämlich die Euronext mit rund 148 Milliarden Dollar im Monat.
Ihr Hauptsitz ist in Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon und vereint gleichzeitig fünf nationale europäische Börsen.
Wichtig zu wissen, um Verwechslungen vorzubeugen, ist, dass eine Börse nicht gleich einem Index ist. Der Dow Jones ist z. B. einer der größten amerikanischen Indizes, er ist aber keine Börse. Indizes sind nicht selten Produkte von Börsen.
So ist z. B. der Herausgeber des DAX’, MDAX’, TecDAX’ usw. die Deutsche Börse AG. Wenn ihr mehr zum DAX und Indizes wissen wollt, haben wir euch ja bereits ein Video dazu produziert, was ihr hier oben in der Infokarte finden könnt.
Schauen wir uns abschließend jetzt noch ein interessantes Thema an, nämlich wie denn die Börse es tatsächlich macht, den richtigen Börsenkurs zu finden. Das ist ja die Kernaufgabe einer Börse: Käufer und Verkäufer zusammenzubringen und einen möglichst fairen Preis zu stellen. Schauen wir uns hierzu mal ein illustratives Beispiel an. Auf der einen Seite gibt es eine interessierte Gruppe von Käufern und auf der anderen Seite gibt es Verkäufer. Jeder Käufer hat eine unterschiedliche Preisvorstellung und jeder Verkäufer würde auch gern zu einem unterschiedlichen Preis verkaufen.
Die Frage ist jetzt: Wie bekommt man diese beiden Gruppen zusammen? Anders als man es intuitiv vielleicht denken würde, dass man irgendwie einen Preisdurchschnitt bildet, wird die Börse genau den Preis festlegen, zu der ein möglichst hohes Handelsvolumen stattfinden kann, das bedeutet, wo möglichst viele Käufer und Verkäufer gleichzeitig befriedigt werden. Gehen wir davon aus, dass unser Beispielunternehmen, die X AG, derzeit einen Börsenkurs von 10,00 € hat. Auf der Käuferseite haben wir drei Käufer. Ein Käufer würde gerne 500 Aktien zu 11,00 € kaufen.
Er würde sie natürlich auch nehmen, wenn sie günstiger zu erwerben wären, aber er ist bereit, maximal 11,00 € zu zahlen. Der nächste Käufer würde gerne 200 Aktien kaufen zu einem Preis von maximal 10,00 €, also dem aktuellen Börsenkurs. Der dritte Käufer würde gerne 400 Aktien kaufen und hat kein Kurslimit angegeben. Man bezeichnet das dann als Billigstpreis – er nimmt also jeden Preis, den die Börse ihm anbietet. Der erste Verkäufer ist bereit, 600 Aktien zu mindestens 11,00 € anzubieten.
Das heißt, er würde sie verkaufen, aber nicht billiger als 11,00 €. Wenn der Kurs natürlich teurer stehen würde, würde er trotzdem verkaufen. Ein zweiter Verkäufer ist bereit, seine 200 Anteile zu mindestens 12,00 € abzugeben. Und ein letzter Verkäufer ist bereit, seine 300 Anteile zum besten Preis abzugeben. Das ist das Äquivalent von der Käuferseite „Billigst“, das bedeutet, er nimmt jeden Kurs, den die Börse ihm stellt.
In der Vergangenheit, vor dem Internet, war es auf dem Börsenparkett nun so gewesen, dass verschiedene Broker sich verschiedene Preise zurufen und der Börsenhändler dann aus den ganzen Angeboten und Nachfragen, die er zugerufen bekommt, einen Preis gebildet hat. Heutzutage werden solche Preise über Computersysteme erstellt, wie z. B. Xetra, was das Handelssystem der Deutschen Börse ist.
Schauen wir uns jetzt einmal an, wie jetzt in diesem Beispiel der Kurs entstehen würde.
Jetzt muss die Börse den Kurs herausfinden, wie sie einen maximalen Umsatz erzeugen kann, um möglichst viele Käufer und Verkäufer gleichzeitig zufriedenzustellen. Bleibt der Kurs z. B. bei 10,00 €, gäbe es zwei Personen, die insgesamt 600 Aktien nachfragen würden, aber nur eine Person, die 300 Aktien anbieten würde. Der maximale Umsatz wäre also 300 Aktien.
Bei einem Kurs von 11,00 € würden auf der Käuferseite zwei Leute mit einem Gesamtvolumen von 900 Aktien kaufen. Auf der Verkäuferseite würden ebenfalls 900 Aktien angeboten werden, da zwei Investoren verkaufen würden. Bei einem Preis von 12,00 € gäbe es auf der Käuferseite nur einen Interessenten, nämlich für 400 Aktien. Alle Verkäufer hingegen würden zu 12,00 € verkaufen, und somit gäbe es auf der Angebotsseite 1100 Aktien. Der Handelsumsatz wäre dann trotzdem nur 400.
Wir sehen also, dass der höchste Handelsumsatz bei 11,00 € stattfinden würde – und deswegen ist das auch der Preis, den die Börse jetzt stellen wird.
Der Aktienkurs unserer X AG wird also von 10,00 € auf 11,00 € steigen und 900 Aktien würden zu 11,00 € den Besitzer wechseln. Dieses Beispiel ist natürlich sehr vereinfacht dargestellt und trotzdem etwas kompliziert zu verstehen, aber ich hoffe, ihr habt trotzdem verstanden, wie denn grundsätzlich eine solche Kursbildung an einer Börse stattfindet. Ich hoffe, euch hat dieses Video gefallen – wenn ja, gebt uns doch einen Daumen hoch, und wenn ihr noch Fragen oder Anregungen habt, dann schreibt’s uns doch gerne unten in die Kommentare. Wenn euch das Thema Börse und Aktien interessiert, dann schaut doch auch mal in unsere Playlist „Finanzlexikon“ rein, dort haben wir viele Börsen- und Finanzbegriffe für euch erklärt.
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